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Sonntag, 24. Februar 2013

Pavian-Kultur



"Fear, fear - she's the mother of violence
Making me tense to watch the way she breed"
Peter Gabriel, Mother of Violence, 1978




Pavian-Spähtrupp
Jonah Lehrer hat im Magazin "Wired" einen scharfsinnigen Artikel veröffentlicht über den Zusammenhang von sozialen Hierarchien, Hackordnungen und Rangkämpfen, dem daraus resultierenden chronischen sozialen Stress und den gesundheitlichen Folgeschäden. ("Under Pressure. The search for a stress vacine", July 28, 2010).

Ausgangspunkt seiner Überlegungen sind die Studien des Anthropologen Robert Sapolsky über das Sozialverhalten von Pavianen in Kenia Ende der 70er Jahre. Weitere Forschungen und Langzeitstudien in den Folgejahren bestätigen Sapolsky's Thesen. Die gesundheitlichen Schäden von sozialem Stress, nicht nur bei Primaten und Laborratten, sondern auch beim Menschen betreffen das Immun- und Herz-Kreislaufsystem, die Gehirnchemie, sogar die Bildung neuronaler Vernetzungen, und sie verkürzen in hohem Maße die Lebenserwartung.

Samstag, 23. Februar 2013

Dokumentation: Arbeitswelt

Dokumentation: Arbeitswelt. Führungskräfte, Management, Recruiting. Mobbing, Unternehmenskultur

Werteindex


"Nur wenn man klare Werte hat, kann man die Zukunft gestalten" 
Werbeslogan von Bosch





Fliehender, Flizstift
Dies ist der Werteindex 2012 in Deutschland, ermittelt vom Trendbüro:

Freiheit
Natur
Ehrlichkeit
Familie
Gemeinschaft
Gerechtigkeit
Anerkennung
Sicherheit
Einfachheit
Erfolg
Selbstverwirklichung
Gesundheit
Transparenz

Auf dem Kreuzzug


Diese kleine Erhebung wurde für das Forum der ZEIT Online erstellt. Das Ergebnis wird in anderen Foren an diesem Tag ähnlich ausgefallen sein.

Freitag, 18. Februar 2011, 18:20 MEZ
Meist kommentierte Artikel:


Plagiatsvorwurf gegen Guttenberg
Totalverriss von 475 Seiten Doktorarbeit
(Artikel vom 16.02.11, 19:14 Uhr)
545 Kommentare

Sonntag, 17. Februar 2013

Rules are for Fools


"Apathie kann eine Lösung sein. Ich meine, es ist leichter sich in Drogen zu verlieren, als den Schwierigkeiten des Lebens zu begegnen. Es ist leichter, das was man haben will zu stehlen, als zu verdienen. Es ist leichter ein Kind zu schlagen, als es zu erziehen. Liebe ist anstrengend. Sie kostet Mühe und Arbeit."
Detective Lt. William Somerset, aus dem Kinofilm "Sieben", Regie: David Fincher, 1995

"Es scheint mir, dass unser Hang, dem Aggressor beizutreten, der wesentlichste Aspekt unserer gegenwärtigen Lage ist. Dadurch zementieren wir den Gehorsam. Dieser fesselt den Menschen und ist zugleich die Quelle einer unendlichen Wut und der Neigung zur Gewalt."
Arno Gruen, Verratene Liebe, falsche Götter, Klett-Cotta 2003 



Eisblumen
Folgende Fälle haben mir verdeutlicht, dass die menschliche Verkommenheit, der Verfall der Zivilisation eine qualitativ neue Stufe erreicht haben.
 - der Fall des "Kannibalen von Rotenburg", 2001. Unfassbar, dass es Filmemacher gab, die mit der "Story" auch noch Geld verdienen wollten.
- Der Fall Metzler, 2002.  Das Vertrauen eines Kindes wurde missbraucht, das Motiv ist nichts anderes als Geltungssucht, weil der Täter Geld erpressen wollte, um vor der Freundin, der Familien, dem Freundeskreis besser dazustehen.
der Fall des Journalisten Daniel Pearl 2002, dessen Hinrichtung gefilmt und der Öffentlichkeit zugespielt worden ist.

Ein Jahrzehnt später artikuliert der SPIEGEL das Unbehagen über den Verfall der Sitten im dem Essay: Wir Asozialen. (Nr. 34, 20.08.2012). Zu spät.

Über einige Muster heutiger Debatten


"Die gemeinsten Meinungen und was jeder für ausgemacht hält, verdient oft am meisten untersucht zu werden."
Georg Christoph Lichtenberg, (1742 - 1799), deutscher Physiker



Abstrakt, Aquarellfarbe
Georg Christoph Lichtenberg war eines von siebzehn  Kindern eines protestantischen Pfarrers, der dank eines Stipendiums studieren durfte. Ein Wissenschaftler, der seinen unabhängigen, kritisch-analytischen Geist unter den heutigen Verhältnissen nie hätte entwickeln können.

"Wer das nicht versteht und respektiert, hat nichts verstanden." Es sind Sätze wie dieser, die den allgemeinen Niedergang der sachlichen, rationalen Auseinandersetzung über das dokumentieren, was die Gesellschaft für richtig oder für falsch hält. Argumente, allgemein nachvollziehbare Begründungen, werden zunehmend durch persönliche Angriffe, Diffamierungen, Pauschalabwertungen ersetzt. Man setzt sich nicht mehr ernsthaft mit einer konträren Position auseinander, sondern googelt einfach den entsprechenden Wikipedia-Eintrag des Autors, schaut ins Who's Who oder klickt sich durch Freundeslisten, um die Position einem feindlichem Lager zuordnen zu können.

Mittwoch, 13. Februar 2013

Vor dem Bücherregal



Joachim Jung
Der Niedergang der Vernunft
Kritik der deutschsprachigen Universitätsphilosophie
Campus, 1997
"Vorlesungen, in denen leere Gedanken hin- und hergeschoben werden; Aufsätze, die niemand liest; Philosophiezeitschriften, deren Seiten noch druckfrisch aneinanderkleben; eine grinsende Visage, die dem Prüfling sagt: 'Wir werden Sie nicht durchkommen lassen'; Anrufe im Hintergrund,; Absprachen, Lügen, Fallen. Warum geschieht dies alles? Es geschieht, weil Valentina K. jeden Morgen um fünf Uhr zur Arbeit geht. (...) Die Hüter der Wahrheit können ihre dubiosen Beschäftigungen und sterilen Reden nur pflegen, weil Valentina K., das heißt: die gesamte arbeitende Bevölkerung, ihnen die materiellen Grundlagen dafür bietet." (S. 133/134)
Dies ist eine der wenigen Arbeiten, die den akademischen Betrieb von innen kritisch durchleuchtet. Auch konkrete Verbesserungsvorschläge fehlen nicht. Die skandalösen Fallbeispiele, die der Philosoph Jung in diesem Buch recherchiert hat, sind Grund genug, alle Ambitionen innerhalb der institutionellen deutschsprachigen Philosophie fahren zu lassen. 

Dienstag, 12. Februar 2013

Animal Nation


"Weh dem Menschen, wenn nur ein einziges Tier im Weltgericht sitzt."
Christian Morgenstern

"Intelligent life is all around us."
Peter Gabriel, Animal Nation, 2002



Zebraherde, Namib-Wüste
Tiere – das sind Lebewesen, die Schmerz empfinden können. Sie werden kreuz und quer über den ganzen Erdball gescheucht, gehetzt, hin und her gekarrt und verschickt, als ob es tote Materie wäre. Biologen und Reproduktionsmediziner, aber auch Naturschutzorganisationen überbieten sich darin, Wildtiere in ihren Lebensräumen zu überfallen, zu fangen, mit Hubschraubern, Betäubungspfeilen, Fallen, Käfigen, Sendern, Markern zu malträtieren und in permanenten Stress und Schrecken zu versetzen, offiziell zum Wohle der Tiere selber, aber allesamt oftmals nur getrieben von falschen Forscherehrgeiz oder von Profitinteressen. Hier steht die Technik im Vordergrund, hier tobt sich primitive Machtgier aus, absolute Macht über Leben und Tod des Tieres, wenn man schon keine Macht über die eigene Spezies ausüben kann. 

Sonntag, 10. Februar 2013

Multikulturelle Gesellschaft oder universalistische Weltgesellschaft?

Analyse einer möglichen Alternative

Grundsatzfragen wie die nach einer möglichen Gesellschaftsform hängen nicht irgendwo im luftleeren Raum herum. Sie reagieren vielmehr auf eine kurzatmige innenpolitische Diskussion um die mittelbaren Auswirkungen bestimmter globaler Konflikte.

Bei der Frage, was mit den im Umfeld dieser tagespolitischen Themen gängigen Schlagwörtern wie „multikulturell“ gemeint sein könnte, sollte man sich zunächst zweckmäßigerweise an deren feuilletonistischen Gebrauch halten. Begriffsdefinitorische Setzungen bleiben einem dadurch erspart.

Donnerstag, 7. Februar 2013

Ein paar Gedanken


"Die Erde ist schlecht. Wir brauchen nicht um sie zu trauern."
Justine, aus  dem Film "Melancholia", Regie: Lars von Trier, 2011



Zerplatzte Träume, Aquarell
Was sind die Menschen für Wesen? Was ist gut, was ist schlecht? Was ist nicht schon darüber gegrübelt worden in Philosophie, Kunst und Literatur. Was sind die Maßstäbe für gutes oder schlechtes Handeln? Ich finde, die Antwort ist klar. Wer diejenigen Mitgeschöpfe ohne Not schlecht behandelt, die ihm wehrlos ausgeliefert oder in irgendeiner Weise unterlegen sind, handelt böse. Ohne Wenn und Aber. Anders herum gesagt: Das Gute in einem Menschen kann sich nur und einzig so beweisen, dass es sich gütig verhält gegenüber den Wesen, die sich, aus welchen Gründen auch immer, nicht angemessen zur Wehr setzen können.

Das wären in erster Linie die Tiere auf diesem Planeten: Wäre Tieren die Gnade zuteil, ihr unerträgliches Dasein durch Selbstmord beenden zu können, hätten sich bereits die frühesten Kulturen darüber klar werden müssen: Entweder wir halten und töten die Tiere, von denen wir abhängig sind, so anständig wie nur möglich – oder wir gehen als Spezies in kürzester Zeit selber 'drauf. Die Art und Weise, wie Tiere, Alte und Kranke behandelt werden, muss als Gradmesser einer Zivilisation betrachtet werden.

Der blinde Fleck und das Big Picture


"Willst du dich am Ganzen erquicken,
so mußt du das Ganze im Kleinsten erblicken."
Johann Wolfgang von Goethe




Namib-Wüste
Der blinde Fleck ist eine anthropologische Konstante. Bildlich gesprochen: Keiner von uns ist in der Lage, auf seinen eigenen Hinterkopf zu schauen. Im philosophischen Sinn ist jede einzelne menschliche Perspektive, jeder Blick auf die Welt einmalig, weil kein anderes Individuum physikalisch zur selben Zeit am selben Ort sein kann. Da, wo ich stehe, kann zur selben Zeit kein anderer sein. Da, wo andere stehen, kann ich zur selben Zeit nicht sein. Die sogenannte objektive Welt um uns herum ist unsere je eigene Konstruktion, bedingt durch unseren je eigenen Standpunkt in Raum und Zeit.

Im heute allgegenwärtigen ökonomischen Jargon ist dieses Phänomen unter dem Titel "Betriebsblindheit" bekannt. Seltsamerweise scheint alle Welt zu glauben, dass erstens dieses Phänomen nicht nur ohne weiteres in den Griff zu kriegen sei, sondern zweitens, dass es grundsätzlich keine weitreichenden Konsequenzen zu haben scheint.

Kritische Masse und gekipptes Biotop


"Force plays a much larger part in the government of the world than it did before 1914, and what is especially alarming, force tends increasingly to fall into the hands of those who are enemies of civilization. The danger is profound and terrible; it cannot be waved aside with easy optimism. The fundamental cause of the trouble is that in the modern world the stupid are cocksure while the intelligent are full of doubt. Even those of the intelligent who believe that they have a nostrum are too individualistic to combine with other intelligent men from whom they differ on minor points."
Bertrand Russell, "The Triumph of Stupidity", in "Mortals and Others: Bertrand Russell's American Essays", 1931-1935 (Routledge, 1998, p. 28)



Tiefes Wasser
Alles hängt mit allem zusammen. Das sollte sich inzwischen in der breiteren Öffentlichkeit herumgesprochen haben. Das Schmelzen des Polareises, das Abbrechen eines Gletschers kann eine Insel im Pazifik absaufen lassen. Die Sahara-Sandstürme sind die Folge der Überweidung in der Sahelzone, das Abholzen des Regenwalds in Borneo heizt das Weltklima auf, was unter anderem zum Auftauen des Permafrostbodens in Sibirien führt, was wiederum Methangase freisetzt, die wiederum die Erdatmosphäre weiter aufheizen. Dynamit- und Schleppnetzfischerei führen zum Zusammenbruch von Fischpopulationen. Das Absinken des Grundwasserspiegels ist die Folge künstlicher Bewässerung.

Warum sollen diese Einsichten aber nur für die Sphäre der Ökologie, der Geologie, des Klimas, der Biotope von Tieren und Pflanzen gelten? Warum ist man nicht in der Lage, diesen schlichten Sachverhalt auf menschliche Lebensverhältnisse, auf die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse zu übertragen? Warum wird immer noch monokausal und gegenwartsbefangen gedacht, warum werden Ursachenbündel, langfristige Prozesse, räumliche, kulturelle und generationenübergreifende Muster nicht als solche erkannt, analysiert und gebündelt in Angriff genommen?